Vom Hammam in den Salon: Tadelakt, das Geheimnis von Marrakech

Marrakech, die “Perle des Südens” hat neben ihren vielen Attraktionen noch eine exotische Besonderheit: marokkanische Dampfbäder, genannt Hammams, sind mit einem natürlichen mineralischen Glanzputz, genannt Tadelakt ausgestattet. Wände, Böden, Waschbecken und Badewannen sowie Duschen sind in Tadelakt gehalten und geben Räumen eine warme und intime Atmosphäre. Diesem Anblick kann man sich kaum entziehen und fühlt sich in 1001 Nacht versetzt. Dieser natürliche, lebendige Glanz des Tadelakt wird durch die Verdichtung des Materials mit einem Stein erreicht. Abschließend wird eine schwarze Seife aufgetragen, die Oberfläche wird dadurch wasser- und schmutzabweisend.

Durch seine besondere Ausstrahlung ist Tadelakt nunmehr salonfähig geworden und hat Einzug in Hotels und Restaurants gehalten. Sogar Springbrunnen und Schwimmbäder sowie zahlreiche Accessoires für den Wohn- und Gartenbereich wie Vasen, Tische, Schalen und Teller, sind in dieser Technik verarbeitet und in den schönsten Farben erhältlich.

Tadelakt besticht durch seine besonderen Eigenschaften: rein mineralisch, geruchsneutral, schmutzunempfindlich. Durch die Verarbeitung ist das Material wasser- und dampfdicht und weist eine hohe Festigkeit aus.

Tadelakt ist offenbar nur in Marrakesch und der näheren Umgebung bekannt und es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Entstehungsgeschichte von Tadelakt. Dieses alte Handwerk hat sich bis heute erhalten und wird nur mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.

Vermutlich ist Tadelakt so alt wie das Hammam selbst. Marokko war einst ein Teil der römischen Provinz (das antike Mauretania umfaßte das Gebiet von Zentralalgerien bis zum Atlantik). An vielen Orten finden sich daher Zeugen der Romanisierung: Marmorsäulen, Tempel, prachtvolle Mosaike. Es ist daher durchaus möglich, daß Tadelakt sich als ein Relikt aus der römischen Zeit in Marokko erhalten hat.